Thomas Gögele führt beim Swiss Seniors Open
Mit einer hervorragenden Runde von 62 Schlägen (8 unter Par) setzte sich der Deutsche Thomas Gögele am ersten Tag des Swiss Seniors Open 2023 alleine an die Spitze. Mit zwei Schlägen Rückstand folgt der Schwede Jarmo Sandelin. Titelverteidiger James Kingston und Turnierbotschafter André Bossert teilen sich Zwischenrang 22. Eine starke Leistung zeigte Paul Wesselingh, der Sieger von 2013 – 66 Schläge brachten den 61-Jährigen auf Rang 7.
Sonnig, aber windig präsentierte sich der Championship Course des Golf Club Bad Ragaz am Freitag zum Auftakt des diesjährigen Swiss Seniors Open. Bedingungen, mit denen die 60 Playing Professionals im Feld unterschiedlich gut zurechtkamen. Mehr als die Hälfte, nämlich 31, blieben unter dem Platzstandard von 70 Schlägen. Darunter Turnierbotschafter André Bossert (Schweiz), Titelverteidiger James Kingston (Südafrika) und der einzige Major-Champion im Feld, Paul Lawrie (Schottland). An der Spitze des Leaderbords stehen nach einem Drittel der Distanz aber zwei Spieler, die im Vorfeld wohl niemand auf der «short list» für den Sieg bei diesem mit 250’00 Euro dotierten Legends Tour Event hatte.
Acht Birdies und ein Eagle – und zwei Bogeys
Ganz oben findet man den Deutschen Thomas Gögele. Der 52-Jährige startete mit einem Bogey, spielte dann Birdie-Par-Birdie-Par-Birdie, ehe er auf der 9 einen weiteren Schlagverlust hinnehmen musste. Auf den Back Nine blieb der Deutsche nicht nur fehlerfrei, sondern zeigte fantastisches Golf: Vier weitere Birdies sowie ein Eagle auf der 16 brachten den Bad-Ragaz-Rookie auf acht unter Par für die Runde. Ohne die beiden «Patzer» wäre der Platzrekord von 61 Schlägen – aufgestellt durch den Spanier Juan Quiros in der 2. Runde des Swiss Seniors Open 2006 – gefallen.
Nach Torsten Giedeon in den Jahren 2009 und 2010 ist Gögele erst der zweite Deutsche, der beim Swiss Seniors Open abschlägt. In seiner Karriere auf der PGA European Tour gelang Gögele kein Sieg, auch wenn er am verregneten German Open in Stuttgart 1996 dem Triumph als Zweiter recht nahekam. Vielleicht wird er das Gefühl des Siegers an diesem Wochenende, in der 38. Saison seiner Karriere als Professional, kennenlernen. Noch aber sind zwei Runden zu spielen. Und hinter dem Deutschen haben sich valable Kandidaten eingereiht, die am Sonntagnachmittag den Siegercheck über 37'000 Euro entgegennehmen könnten.
Beispielsweise Jarmo Sandelin, der mit seinen 64 Schlägen Gögele nicht viel nachstand. Auf eine derart prächtige Runde des 56-jährigen, in Finnland geborenen Schweden, hätten nach dem ersten Loch nicht alle gewettet. Sandelin, ehemaliger Ryder-Cup-Spieler, benötigte an dem eher unkomplizierten Loch sechs Schläge, er fabrizierte also ein Doppel-Bogey. Nach diesem Fehlstart spielte er noch neun Pars und acht Bogeys.
In einer Vierergruppe einen Schlag hinter Sandelin hat sich Peter Baker eingenistet. Der Engländer zog vor zwei Wochen alle Aufmerksamkeit auf sich, als er an dem ebenfalls zur Legends Tour zählenden Irish Legends die Konkurrenten in Grund und Boden spielte.
Strahlender Rückkehrer Paul Wesselingh
Zwei weitere Schläge zurück reiht sich ein ehemaliger «Wahlschweizer» ein: Paul Wesselingh, Swiss Seniors Open Champion 2013. Der inzwischen 61-Jährige lebte mehrere Jahre in Maienfeld, ist nun aber zurück in England, doch das Swiss Seniors Open ist nach wie vor «sein» Turnier. Für die Wild Card bedankte er sich mit einer blitzsauberen Auftaktrunde am Freitag: eine bogeyfreie 66 mit zwei Birdies (Löcher 10 und 12) und einem Eagle auf der 16 brachten den ehemaligen Champion in die Top Ten des Zwischenklassements. «Der Platz ist besser denn je. In den letzten Jahren wurden einige Bäume entfernt, dadurch kommt nun der Wind öfters ins Spiel. Ich mag das, wenn man diesen miteinberechnen muss.» Mit seiner Runde vom Freitag ist Wesselingh zufrieden: «Ich bin happy – auch wenn ich auf den Front Nine ein paar Putts mehr hätte lochen können. Die Grüns waren nach drei Tagen Regen weich, das hilft, den Ball an der Fahne zu platzieren.»
Turnierbotschafter Bossert ohne Glück auf den Par 3
André Bossert, der einzige Schweizer im Feld, begann mit 69 Schlägen, womit er sich für die beiden Runden vom Wochenende noch viele Möglichkeiten offenhält. Der Zürcher, der im November 60 Jahre alt wird, ist auf dem Ragazer Platz in der Vergangenheit schon explodiert. Wir denken beispielsweise an die 61er-Runde, mit der er 2015 den Platzrekord egalisierte. Auffällig und eher unüblich war, dass «Bossy» auf dem 11. und dem 14. Loch, beides Par 3, je ein Bogey einfing. Am 14. Loch hatte er nach dem Abschlag ein gutes Gefühl, aber der Ball flog, ähnlich wie bei einem Flyer, deutlich weiter als sonst.
Swiss Golf Junioren und GVL-Kader im Alliance-Feld
Das Swiss Seniors Open gehörte 2018 mit der Einführung des Alliance-ProAms für die ersten beiden Runden zu den Vorreitern auf der Legends Tour. Jeweils ein Tour Professional und ein Amateur bilden ein Team und kämpfen im Four-Ball-Format um die Team-Wertung, in der es «nur» um Ehre und Klassierung, nicht aber um Preisgeld geht. Gleichzeitig zählt der Score des Professionals für die Strokeplay-Wertung des über 54 Löcher führenden Swiss Seniors Open – bei dem der Sieger 37‘000 Euro Preisgeld einstreicht.
Dieses Jahr sind im Amateur-Feld des Alliance-ProAms von Bad Ragaz vier U16-Kaderspielerinnen und sechs U16-Kaderspieler von Swiss Golf sowie je zwei Girls und Boys aus den U14-Kadern. Der Golfverband Liechtenstein hat zwei Damen und drei Herren aus dem Nationalkader für dieses Turnier gemeldet. Für die ambitionierten Amateurinnen und Amateure aus den beiden Verbänden eine einmalige Gelegenheit, Erfahrungen zu sammeln. Nach der Runde gab’s strahlende Gesichter – und begeisterte Kommentare.
Selina Casal (GC Domat/Ems & GC Heidiland): «Normalerweise darf man als Juniorin hier nur einmal antreten, aber ich habe das grosse Glück, dass ich nun zum zweiten Mal selektioniert wurde. Ich bin weniger nervös als letztes Jahr. Ich weiss, was auf mich zukommt und weiss, wie das hier abläuft. Deshalb kann ich es noch mehr geniessen. ‘Meinem’ Pro Patrik Sjöland zuzuschauen, ist faszinierend. Am meisten beeindruckte mich heute, wie er flache Pitches auf das Green spielen und den Ball mit einem enormen Backspin zurückrollen lassen kann. Beim ersten so flachen Pitch fürchtete ich, der Ball würde übers Green rollen, aber bei Patrik beissen die Bälle und rollen mit unglaublich viel Backspin zurück. Das möchte ich auch können.»
Christine-Ami Kawashima (GC Bad Ragaz): «Ich habe mich sehr gefreut, als ich von Swiss Golf eine Einladung bekommen habe, hier mitzuspielen. Ein solches Turnier auf meinem Heimplatz ist natürlich eine grosse Chance – und obwohl es für meinen Partner in diesem Alliance-Format um mehr als nur die Ehre geht, hat mir Stephen Dodd heute einige gute Tipps gegeben. Ich freue mich auf die zweite Runde morgen.»
Die zweite Runde des mit 250‘000 Euro dotierten und zur Legends Tour zählenden Swiss Seniors Open startet am Samstag, 8. Juli, um 7.30 Uhr.