Mehr als ein Feintuning braucht's nicht

Als «Leading Golf Course» trimmt man in Bad Ragaz den Parcours stets in perfekten Zustand. Wenn die Legends Tour kommt, reicht deshalb ein Feintuning, um die Roughs höher und die Grüns schneller zu machen.

Für Headgreenkeeper Jonas Friedrich ist die erste Juliwoche zwar etwas ganz Besonderes – die stressigste und anstrengendste Woche im Jahr ist sie aber nicht. Denn wenn die Legends Tour mit ihren Stars und die Sponsoren mit ihren ProAm-Gästen in Bad Ragaz einfahren, muss das Greenkeeping-Team seine Arbeit gemacht haben und der Platz für das wichtigste Turnier des Jahres bereit sein. Einen Parcours auf Tour-Level «bürsten», das geht nicht über Nacht – ein Golfplatz in perfektem Zustand ist das Ergebnis kontinuierlicher Arbeit über Wochen und Monate.

Ganzjährig in Top-Zustand – dank grossem Einsatz
«Wir haben in Bad Ragaz zudem den Anspruch, den Platz nicht nur für die Tour, sondern auch für unsere Mitglieder und Gäste während der ganzen Saison in Top-Zustand zu halten», sagt Friedrich. «Wir pflegen den Platz ganzjährig mit entsprechendem Aufwand.» Während der gesamten Saison stehen täglich im Morgengrauen 22 hochmotivierte Mitarbeiter bereit und starten die Motoren der diversen Mäher. Manchmal noch vor Tagesanbruch. «Jede unserer Maschinen ist mit Scheinwerfern ausgerüstet; selbst wenn die Sonne noch nicht auf- oder schon untergegangen ist, können wir problemlos mähen», erklärt Friedrich. Seit 2019 – der bislang letzten Austragung des Swiss Seniors Open – gehören auch mobile Scheinwerfer zum Equipment, um neben Green oder Bunker die Arbeitsfläche auszuleuchten, wenn Handarbeit ansteht.

Erst wenn Abschläge, Greens und alle anderen Spielflächen gemäht wie auch die Bunker glattgezogen sind, gibt’s Znüni. Zu diesem Zeitpunkt verabschieden sich die sechs gelernten Gärtner von den Greenkeepern; sie werden sich für den Rest des Tages um die Parkanlagen des Grand Resort Bad Ragaz kümmern. Die Greenkeeping-Spezialisten widmen sich nach der Pause der Detailarbeit, wie Divots ausbessern und Freischneidearbeiten, und führen bei Bedarf weitere Unterhaltsarbeiten aus. In Hitzeperioden steht ein Teil des Teams jeweils gegen Abend nochmals im Einsatz um zu wässern.

Feintuning für die Tour
Soweit die tägliche Arbeit. Braucht’s dennoch einen Sondereffort der Greenkeeping-Equipe, wenn die Legends Tour kommt? In Bad Ragaz nicht – zumindest nicht in normalen Jahren. «Es ist ‹nur› ein Feintuning, das wir im Vorfeld des Swiss Seniors Open zusätzlich zu den täglichen Pflegearbeiten durchführen», erklärt Friedrich. Dieses Feintuning starte zwei Wochen vor dem Turnier. «Ab dem Zeitpunkt reduzieren wir auf dem ganzen Platz die Schnitthöhe – Rough ausgenommen – und mähen die Greens am Morgen doppelt, statt nur einfach.» Das Resultat ist ein noch regelmässigerer Schnitt und ein dichterer Wuchs. «Gleichzeitig beginnen wir die Greens täglich zu walzen», sagt der Headgreenkeeper. Während der restlichen Saison geschieht dies immerhin vier- bis fünfmal pro Woche. Dank einer speziellen Maschine geht dieser Arbeitsschritt zügig und effizient vonstatten. «Das Walzen sorgt auf den Greens nicht nur für eine glatte, ausgeglichene Oberfläche, es hilft auch lokale Trockenheit und Krankheiten zu minimieren», erklärt Friedrich.

Da man in Bad Ragaz die höchsten Ansprüche an die Platzpflege stellt, wird entsprechend in Manpower und Maschinenpark investiert. Der Parcours kann dadurch innert kurzer Zeit optimal gepflegt werden, wovon Golferinnen und Golfer aber auch die Natur profitieren.

Arbeitsbeginn um 4.30 Uhr
Wie sieht ein Greenkeeping-Tag in der Swiss-Seniors-Open-Woche aus? «Wir beginnen morgens um 4.30 Uhr, dank vier Volunteers ist unser Team in der Turnierwoche 26 Mann stark», erklärt Friedrich. Los geht’s mit Greens mähen und walzen, Feuchtigkeit messen, Bunker von Hand harken (vor allem Tierspuren ausebnen), mit dem Gebläse Greens und Fairways säubern und natürlich die Fahnen versetzen. «Die Tour markiert die neuen Pin-Positions am Vorabend», sagt Friedrich.

«Wir haben den Platz für die Pflege in drei Teile unterteilt», erklärt der Headgreenkeeper. Los geht’s am Morgen «im Kühlschrank», sprich auf den Löchern 1, 18 und 9 bis 11. Danach kommen die Bahnen 2 bis 8 an die Reihe. «So sind wir mit unseren Maschinen ausser Hörweite, sollte das Turnier starten während wir noch arbeiten», erklärt Friedrich. Als Letztes werden die Spielbahnen 12 bis 17 in Angriff genommen, «ganz am Schluss sind die Greens 12 und 15 an der Reihe, sie sind am weitesten vom restlichen Spielgeschehen entfernt».

Die morgendliche Platzvorbereitung ist spätestens um 8.30 Uhr beendet. Danach werden im Werkhof die Maschinen gereinigt, der
Grossteil der Equipe hat nun Pause. Vier Greenkeeper mähen vormittags noch die Spielflächen im GC Heidiland; die Greens wurden bereits frühmorgens gestutzt.

Gegen vier Uhr nachmittags geht’s wieder los. «Wenn der letzte Turnierflight Green 8 verlassen hat, starten wir mit der Arbeit auf
Loch 2», erklärt Friedrich. Nun heisst es wieder: Greens, Vorgrüns, Tees und Fairways mähen, Bunker mit der Maschine harken, Umgebung aufräumen, Divots ausbessern, bei Hitze die Greens wässern. Ob und an welcher Stelle ein Green Wasser benötigt, ermitteln die Greenkeeper mit einem Feuchtigkeitsmessgerät. «Pro Green wird an 20 bis 30 Stellen die Sonde des Messgeräts in den Boden gesteckt.» Ist dieser zu trocken, wird von Hand gewässert. Für die Greenkeeper nichts Besonderes, «wir machen das ganzjährig, bei Hitze zweimal täglich mit jeweils fünf Mann».

Rund vier Stunden sind die Greenkeeper am Nachmittag nochmals im Einsatz. Danach isst das Team im GC Heidiland gemeinsam zu Abend. «Einen zweigeteilten Arbeitstag und gemeinsames Essen gibt’s für uns nur in der Seniors-Open-Woche», sagt Jonas Friedrich.

 

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