Interview mit unserem Turnierbotschafter André Bossert, Schweiz

Unser Turnierbotschafter André Bossert schildert im Kurzinterview unter anderem, wie seine Saisonvorbereitung aussah, welche Erwartungen und Erfolgschancen er an sich selbst für das bevorstehende Swiss Seniors Open hat, und wie er sich nun optimal auf das Turnier in Bad Ragaz vorbereitet, welches vom 8. bis 10. Juli 2022 stattfindet.

André Bossert, Sie haben die Saisonvorbereitung dieses Jahr in Südafrika absolviert, waren mit der ganzen Familie in Ihrer alten Heimat. Hat sich der Trip auf die Südhalbkugel gelohnt?
André Bossert: Auf jeden Fall. Ich war insgesamt zwei Monate dort. Für mich hat das super gepasst, auch von der familiären Situation her. Unsere Tochter Nina hat das Wintersemester am Lycée Français in Johannesburg absolviert und dadurch schulisch nichts verpasst. Meine Frau Bettina konnte fünf der acht Wochen bei uns in Südafrika sein, es war privat eine sehr bereichernde Zeit. Sportlich gesehen war es für mich die Chance, in der Wärme – statt indoor – zu trainieren und ein paar Turniere zu spielen. Ich bin mit dem Ziel nach Südafrika gereist, an meiner Technik zu arbeiten und diese zu verbessern. Das ist mir gelungen. Auch wenn ich jetzt nach dem Turnier auf Jersey leider sagen muss, dass ich nicht ganz zufrieden bin mit der Art, wie ich den Ball schlage. Andererseits muss ich auch so realistisch sein, dass die Umstellung von Parkland-Plätzen auf Links Courses eine gewisse Zeit benötigt.

Warum das?
André Bossert: Auf einem Parkland Course kann man die Bälle gleich schlagen wie auf der Range. Auf einem Links Course aber bläst immer Wind und man muss zusätzlich den Bounce des Balles miteinrechnen. Links-Golf hat sehr viel mit Gefühl zu tun, da reicht Technik alleine nicht. Und dieses Gefühl muss man erst finden, wenn man längere Zeit keinen Links Course gespielt hat. Es hat aber durchaus seinen Reiz – eine tolle Herausforderung.

Sie sind Botschafter des Swiss Seniors Open, das Anfang Juli in Bad Ragaz gespielt wird. Wie schätzen Sie Ihre Erfolgschancen beim Heimturnier 2022 ein? Wie sind Ihre Erwartungen?
André Bossert: Erwartungen habe ich keine grossen. Es ist zwar gut, dass ich vor dem Heimturnier einige Events auf der Legends Tour spielen konnte, aber meine bisherigen Platzierungen haben nicht dem entsprochen, was ich mir erhofft hatte. Klassierungen um den 20. und 30. Rang herum sind nicht das, was man als Professional will. Von daher ist klar: ich muss mich für Bad Ragaz steigern! Ich kann Ihnen aber versprechen, dass ich alles daransetzen werde, dass dies gelingt. Ich werde mich bestmöglich vorbereiten.

Wie sieht Ihre Vorbereitung in der verbleibenden Zeit zwischen der Medienkonferenz (am 21. Juni) und dem Turnierstart am 8. Juli aus?
André Bossert: Ich komme zu dieser Medienkonferenz ziemlich direkt von den Britischen Inseln zurück, wo ich zwei Wochen in Folge Turniere gespielt habe. Das heisst für mich, dass ich mich in erster Linie physisch wieder aufbauen muss. Ich werde in der ersten turnierfreien Woche vor allem an meiner Fitness und golferisch an meiner Technik arbeiten, sprich auf der Range und dem Übungsgelände stehen. In der letzten Juniwoche werde ich dann wieder mehr auf den Platz gehen und spielen, damit ich mich wieder an die Gegebenheiten in der Schweiz und an Parkland-Kurse gewöhnen kann.

Woran arbeiten Sie golferisch?
André Bossert: Aktuell an meinem kurzen Spiel; ich war zuletzt mit meinem Chipping nicht zufrieden. Was im Hinblick auf Bad Ragaz beruhigend ist: Auf diesem Platz verpasse ich nur sehr wenige Grüns. (lacht) Worauf es in Bad Ragaz ankommt, ist das Putting. Und auf den Grüns stimmt meine Performance in dieser Saison. Ich bin wirklich happy mit meinem Putting und hoffe, dass ich zum Swiss Seniors mit diesem positiven Gefühl anreisen kann. Das ist wichtig.

Zuletzt wurde 2019 ein Legends-Tour-Event in Bad Ragaz gespielt. Seither sind drei Jahrgänge «jüngerer Senioren» auf die Tour gekommen. Was bedeutet das für Sie als arrivierten Spieler?
André Bossert: Man muss ehrlich sein, wir arrivierten Legends-Tour-Spieler werden immer älter, die Konkurrenz in Relation aber immer jünger. Diese neue Generation von Senioren schlägt den Ball weiter – Thomas Levet und Michael Green sind zwei Paradebeispiele dafür. Und die beiden sind sieben bzw. acht Jahre jünger als ich. Beim Swiss Seniors Open haben diese jüngeren Spieler durch mehr Länge vom Tee allerdings keinen Vorteil. In Bad Ragaz ist es wichtig, den Ball mit dem Approach möglichst nahe an die Fahne zu bringen und die Putts zu lochen. Dafür muss das Spiel mit den kurzen Eisen und dem Putter sehr präzise sein. Longhitter haben kaum Vorteile, ausser dass sie in Bad Ragaz wohl öfters mal ein Eisen 2 statt des Drivers schlagen werden. Arrivierte Legends-Tour-Spieler, die den Ball kürzer schlagen aber die Fairways treffen, haben beim Swiss Seniors Open eine gute Chance auf den Sieg.

Wer sind denn in diesem Jahr die Favoriten auf den Sieg in Bad Ragaz?
André Bossert: Phillip Price ist sicher zum Kreis der Favoriten zu zählen – er spielt jede Woche gut und ist immer vorne dabei. Und dann natürlich auch Michael Campbell. Mike hat sich seit dem letzten Jahr gesteigert und spielt diese Saison immer vorne mit. Und falls Paul Lawrie sein Versprechen wahr macht, das er mir vor einem Monat in Spanien gegeben hat, und in die Schweiz kommt, gehört auch er zum Kreis der Siegesanwärter.

Beim Swiss Seniors Open werden die ersten beiden Runden im Alliance-Format gespielt. 2022 werden erstmals Junioren-Nationalspieler von Swiss Golf am Start sein. Wie sehen Sie das?
André Bossert: Ich finde das toll. Auch für uns Tour-Spieler, denn ich denke, diese Junioren sind alle gute Golfspieler. Für sie wird es eine tolle Erfahrung sein, in einem Tour-Event mitzuspielen. Und auch für uns Professionals ist es eine Chance – wir können diesen Junioren etwas von unseren Erfahrungen mitgeben. Ich persönlich würde mich freuen, im Alliance-ProAm eine Juniorin oder einen Junior als Amateur zugelost zu bekommen.

 

Nach oben